Wir haben Ihnen hier einige interessante Dinge über die Marienkirche zusammengetragen, welche in den anderen Kapiteln nicht unterkamen.
Inhaltsübersicht
Das Dorf Driesch
Der nachfolgende Aufsatz über das Dorf Driesch wurde um 1950 von dem Driescher Bürger Johann Josef Scheid verfasst. Es ist nicht bekannt, zu welchem Zweck Herr Scheid diese Recherche unternahm.
"Die Entstehung des Dorfes Driesch geht in ganz alte Zeiten zurück. Der Ort ist gelegen an der Straßenkreuzung Trier - Rhein und Aachen - Mosel/Rhein. Die alte Römerstraße Trier - Rhein verläuft von der Nordgrenze der Gemarkung Driesch, die heutige Landstraße ungefähr 50m parallel bis in den Ort, geht dann durch den Ort in Richtung Kennfus. Die Straße Aachen - Mosel/Rhein geht von West nach Osten durch die Gemarkung und heißt heute noch im Volksmund "Der Weinweg".
An der Nordspitze dieser Wegekreuzung stand ein römischer Wachturm und der Distrikt wird heute noch bezeichnet "Römercheck". Wenn nun die Ritter von Trier nach dem Rheine zogen, (Trier war damals Sitz der geistlichen und weltlichen Behörden) übernachteten sie die erste Nacht in Driesch. Wo das Dorf heute steht waren Wohnungen und Stallungen errichtet zum Aufenthalt der Ritter. Heute heißt diese Fläche im Orte noch "der Ritterpech" (Reutespesch).
Unweit dieser Ritterherberge befand sich eine Eremitage mit einem Gnadenbild. Im Jahre 1442 erbauten 13 Eifelgrafen an dieser Stelle, die heute noch stehende gotische Kirche, ein Kunstwerk, wie man es selten in ländlichen Gegenden antrifft. Die Wappen der Grafen sind heute noch am Netzgewölbe der Kirche vorhanden. Ob vor dem eine Kirche sich im Orte befand, ist nicht mehr festzustellen, durch den Neubau dieser Kirche hob die Wallfahrt zum Gnadenbild sich und es kamen Prozessionen von weit und breit, sodaß 3 Geistliche dort amtierten. Die Kirche stand unter besonderer Gunst der Erzbischöfe von Trier, welche derselben auch viele Geschenke machten. Auch bis heute haben die Bischöfe von Trier großes Interesse an der Driescher Kirche. Der vormalige Bischof Korum und der heute noch regierende Erzbischof haben der Kirche bei Renovierungen immer wieder große Unterstützung zukommen lassen. Durch diese Wallfahrten in früheren Zeiten kam die Kirche in einen gewissen Wohlstand, in Neef/Mosel hatte sie 22.000 Weinstöcke und in Bremm/Mosel hat sie ein eigenes Kelterhaus, größere Ländereien hatte sie in vielen Orten der Umgebung liegen, bei Rös/Forst hatte sie einen Platz, auf dem so viel Nußbäume standen, daß von dem Öl, welches daraus gewonnen wurde, das ganze Jahr die ewige Lampe brennen konnte. Die innere Ausstattung der Kirche soll sehr kunstvoll gewesen sein, in der Kirche befanden sich 5 Altäre. Der Turm war noch höher wie heute und war mit einer Galerie umgeben und an den Ecken waren am Helm noch 4 kleine Türmchen. Patronatsherr über die Kirche war der Graf von Bassenheim. Der Graf von Ulmen schenkte der Kirche eine Kreuzpartikel, die heute noch vorhanden und im Besitz der Kirche ist. Ländereien bekam sie auch von dem Graf von Manderscheid, die heute noch im Besitz der Kirche sind. Von der Abtei Himmerod erhielt die Kirche Reliquien. Besonders günstig standen zur Kirche und haben dieselbe auch vielfach unterstützt die Pfarreien Wollmerath, Gillenbeuren, Alflen, Gevenich, Weiler, Urschmitt, Kennfus,
Strotzbüsch und Hontheim
Im Dreißigjährigen Krieg wurde der ganze Ort bis auf ein Haus zerstört. Die Kirche stand nur noch als Ruine da. Die Schweden hatten während des Dreißigjährigen Krieges an 5 Stellen in der Kirche Feuer angelegt und alles geraubt und geplündert. Ebenso hatten die Spanier der Kirche stark zugesetzt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg nahm sich ein Sohn der Gemeinde Driesch der Kirche an, mit Namen Johannes Sanders, der im Kriege Zahlmeister war und nach dem Kriege Geistlicher wurde und seine erste Seelsorgerstelle war in Driesch. Nachdem war er in Boppard tätig und in der Zeit wurde die Kirche wieder durch Blitzschlag schwer geschädigt, die Glocken fielen vom Turm, da kam Sanders wieder nach Driesch und leitete die Wiederherstellung der Kirche. Unter seinem Wirkungskreis, wird angenommen, kam auch der jetzige Hochaltar in die Kirche, ein Kunstwerk, das seines gleichen sucht. Sanders wirkte bis an seinen Lebensabend in Driesch und wurde im Chor der Kirche begraben.
Im Jahre 1760 besorgte der Pfarrer Klee von Wollmerath eine Orgel in die Kirche, Klee stammte aus einer Orgelbauerfamilie von der Laienkaul. Er hatte vordem nach der Kirche in Wollmerath auch eine Orgel besorgt. Die Orgel in Driesch soll in allernächster Zeit von der Firma Sebald in Trier generalüberholt werden. Das Orgelgehäuse wurde in Cochem angefertigt.
Im Jahre 1896 wurde die Kirche wieder einer großen Renovierung unterzogen durch Pastor Griepenkerl. Der ließ einen neuen Dachstuhl mit Dach anfertigen. Der westliche Chor wurde ganz erneuert, mit Einsatz von 4 Fenstern, während im alten Chor keine Fenster waren, einen neuen Hochaltar, der vor 8 Jahren aber umgestellt wurde mit dem jetzigen, Kommunionbank, Kanzel und Stühle.
Es muß noch erwähnt werden, daß im 18. Jahrhundert ein Kreuzweg um die Kirche angelegt wurde, die Bilder aus Wittlicher Gestein sollen nach Aussagen der Konservatoren auch Kunstwerke sein, sind aber durch den Zahn der Zeit sehr verwittert. Vordem war ein Kreuzweg von Lutzerath nach Driesch, das soll der zweitälteste in der Eifel gewesen sein. Noch älter soll der in der Abtei Prüm gewesen sein. Unter dem noch jetzt in Löf amtierenden Pfarrer Kaspers und dem jetzigen Herrn Dechant Breidt wurde wieder eine gründliche Renovierung der Mauern unterzogen, Heizung eingebaut, 2 neue Glocken gekauft, die leider Opfer des Krieges wurden. Der jetzige Hochaltar, der das Leiden Christi in elf Reliefen darstellt, bekam bei der Firma Port Münstermaifeld neuen Glanz verliehen, ein Altar, nach Aussage von dem Landes- und Diozesenkonservatoren der schönste im Rheinland.
Die Renovierung von 1926 bis in den Krieg hat dem Dorf einen Kostenaufwand von 60.000 Mark verursacht, den die Bevölkerung gern und Freiwillig aufgebracht hat, denn die Kirche steht mit ihrem Gnadenbild nicht nur im Dorfe, sondern auch in jedem Driescherherze.
Ein uraltes Gebet sei noch erwähnt, welches auch heute noch in der Kirche verrichtet wird: „Gegrüßet seist Du o Königin“ usw. und dann zum Schluß weiter: „O du milde süße Jungfrau, in all unserem Trübsal komm uns zu Hilfe die allerseligste Jungfrau Maria. O Herr Jesu Christi, wir bitten durch deine Mutter der Jungfrau Maria, deine süße Mutter der Barmherzigkeit, wolle wir uns bitten jetzt und allezeit, besonders in der Stunde unseres Abgesterbens, o ihr heilige Engel Gottes bitte für uns arme Sünder und behüte uns vor dem bösen Geiste vor Sünd und Schand am Allermeisten, auf das wir die Gnade Gottes erlangen und Gott uns die ewige Belohnung gegeben. Maria die Jungfrau mit ihrem lieben Kinde wolle uns allezeit bewahren vor einem jähen und unversehenen Tod, vor aller Gefährlichkeit des Leibes und der Seele behüte uns der Gott, Vater, Sohn und hl. Geist.“
Dieses Gebet wurde bis 1908 in der alten Plattdeutschen Sprache gesprochen, bis Lehrer Minas dasselbe mit Hilfe der Schule und einigen alten Frauen es ungefähr in das jetzige Deutsch übertragen bekam. Einzel zu beten in der heutigen Sprache bekam es tatsächlich kein Mensch im Ort fertig. Während bis zu Napoleons Zeiten die Kirche eine Erzbischöfliche Kapelle war, ist sie jetzt Filialkirche der Pfarrei Lutzerath. Seit dem Jahre 1830 hat kein eigener Priester in der Kirche amtiert. Gleichzeitig war in der Kirche eine Ermitage, der Eremit wohnte ober dem Eingang auf dem ein Zimmer bis 1869 war und im Turme, derselbe versah den Glöcknerdienst, Turmuhr aufziehen und sonstige Arbeiten, derselbe hat Bettelrecht in Gevenich, Weiler, Urschmitt, Wollmerath und Gillenbeuren.
Wie schon eingangs erwähnt waren bei der Kirche 3 Geistliche in den ersten Jahrhunderten tätig, die die Seelsorge versahen, aber dieselben unterhielten auch eine Rektoratsschule, in der die Kinder aus Driesch und Umgebung etwas lernen konnten, allein aus Driesch und Lutzerath waren um die Jahre von 1600 bis 1625 26 Geistliche und nicht nur Theologie haben sie gelernt. 2 Jungen aus Driesch kamen bis an den Kaiserlichen Hof nach Wien und wurden sogar geadelt also muss die Schule auf einer gewissen Höhe gestanden haben. Die Wohnung der Geistlichen war in der Klause. Heute wird mitten im Ort, wo dieselbe stand, noch Klaus bezeichnet. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam die Wohnung neben die Kirche und der Schulunterricht war auf der Sakristei, wo sich 2 Zimmer befanden und die Sakristei war bedeutend größer als heute und wurde 1869 verkleinert. Außerdem soll, was aber bestimmt bestätigt werden kann, das heutige Pantenburgische Haus dazu gehört haben. Der bedeutendste Priester in der Zeit war der schon genannte Johannes Sanders und Matthias Binz, deren Bilder noch in der Kirche vorhanden sind.
Nachdem als die Schule mehr ins weltliche kam, wurde der Unterricht bis zum Jahre 1830 auf dem Backhaus erteilt. Die ersten 50 Jahre war der Unterricht ziemlich primitiv, die Kinder hatten nur als Unterrichtssachen eine Bibel und eine Schiefertafel, die vom Kirchturm heruntergefallen war, der Lehrer verfertigte noch nebenbei landwirtschaftliche Geräte, Körbe, Flegel usw.
Im Jahre 1844 kam Lehrer Dhein nach Driesch, derselbe leitete die Schule bis 1886 und heute wird noch mit Hochachtung von diesem Lehrer gesprochen in Bezug auf Lehre und Charakterbildung. Der Nachfolger von Lehrer Dhein war Lehrer Krupp, der die Schule bis 1905 versah. In den Jahren von 1805 bis 1905 hatte das Dorf 4 Lehrer und dann fing ein stetes Wechseln an, wie viel seither in Driesch waren, aber auch durch die Kriege bedingt, weiß keiner mehr, sehr zum Schaden der Schulbesucher. Seit dem Jahre 1830 besteht das heutige Schulgebäude.
Sonstige alte Gebäude gibt es nicht mehr im Orte, wie schon angegeben wurde im Dreißigjährigen Krieg der Ort gänzlich zerstört und das einzig übriggebliebene Haus ist auch schon längst abgebaut. Seit dem Dreißigjährigen Krieg entstandene Häuser mit geschichtlichen Ereignissen wäre das Haus. Johann Pötz, ehemals Gerichtshaus, das Haus Raimund Schneiders (Zehnthaus) das Backhaus, das diese Tage abgerissen wurde, aber wieder im Still des 16. Jahrhundert errichtet wird, das Haus Nikl. Maas ( Custig) daraus entstammte der letzte Prior vor Napoleons Zeiten in der Abtei Himmerod.
Die Bevölkerung des Dorfes ist zum allergrößten Teil auf seine Vorfahren sesshaft, die meisten Familien können ihre Vorfahren 2- 300 Jahre im Orte selbst aufführen.
Das Dorf war durchweg immer Kinderreich, bei 400 Einwohnern hatte es schon bis zu 99 schulpflichtigen einheimische Kinder. In den Jahren vor den Kriegen war der Stand der schulpflichtigen zwischen 85 und 95, heute ist durch die Zeitumstände ein bedeutender Geburtsrückgang.
Überschüssige wanderten vor 100 Jahren und noch mehr meistens nach Amerika, nach den 1870 Jahren in die Industrie, den Fleiß und Sparsamkeit nahmen sie mit, sodass fast jeder, ob er in Köln, Koblenz, Duisburg oder sonst in einer Stadt war oder ist, sein eigenes Haus im Besitze hat.
Im Kriege 1939 bis 1945 hat der Ort viel gelitten, einmal durch eine Luftmine, dann am 27.12.45 durch einen Bombenteppich, am größten durch den Abschuss der V1, welche sehr viel Schaden verursachte. Aber bei all diesen Unfällen war die Einwohnerschaft noch nicht so erregt wie das Herausnehmen des Schulkreuzes am 17.04.1938 und darüber noch etwas zu berichten ist noch zu verfrüht.
Das alte Gottvertrauen bleibe der Bevölkerung erhalten wie es bei seinen Vorfahren war und dann geht immer in Erfüllung wie die Bevölkerung ja heute noch betet, dass Gott ihr die Gnade erlange und das ewige Leben gebe.
Die uralten Gebräuche, wie sie die Ahnen erzählten, sind zum größten Teil verschwunden, das Verschwinden derselben geschah zum größten Teil mit Wohlwollen der preußischen Verwaltung, welche in allem eine Unart sah und Gendarmerie und Polizei dahinter hetzte.
Einige Gebräuche bei Kindtaufe, Hochzeit, Beerdigungen haben sich noch erhalten. Durch die schrecklichen Kriegszeiten ist manch gut Altes verschwunden und Schlechtes hat Einkehr gehalten."
Text: um 1950 Johann Josef Scheid, Driesch